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Peru: Kakao als Alternative zu Koka

Okt 13, 2014

Ein grosser Teil des Kakaos von PRONATEC kommt aus Peru. Mit verschiedenen Kakao-Genossenschaften bestehen langjährige Beziehungen, so zum Beispiel mit den Kooperativen CACVRA und El Quinacho aus dem Apurimac Tal oder mit ACOPAGRO aus der Region San Martín. In beiden Gebieten werden ebenfalls immer noch Kokasträucher angebaut. Da Kokablätter auf dem illegalen Markt hohe Preise erzielen, ist der Anbau von anderen Produkten für Kokabauern wirtschaftlich gesehen nicht sehr reizvoll. Alternativen sind z.B. Kaffee, Palmherzen oder Kakao. Der Kakaoanbau ist für die Produzenten zurzeit wieder attraktiver geworden, da der Kakaopreis in den letzten 12 Monaten massiv gestiegen ist. 

Unser Mitarbeiter vor Ort, Enrique Eslava, war im Jahr 2001 dabei, als PRONATEC die ersten Container Kakao von der Kooperative CACVRA aus Peru exportierte. Er erinnert sich:

Sr. Eslava CACVRA

„In den neunziger Jahren wurden unzählige illegale Koka-Anbauflächen unter der Führung der Vereinten Nationen vernichtet. Gekoppelt mit Alternativangeboten für die Bauern, darunter  Kakao, führte dies zu einem gewissen Erfolg. Peru hatte zu dieser Zeit nur Kakao-Halbfabrikate exportiert, dies jedoch in schlechter Qualität, kleinen Mengen und zu sehr tiefen Preisen. Für ganze Kakaobohnen wurden damals weniger als USD 700 pro Tonne bezahlt, was im Vergleich zum heutigen Preis von mehr als USD 3500 für Bio und Fairtrade Kakao extrem wenig war. Ich traf den Chef von PRONATEC, David Yersin, im Jahr 2000 im Apurimac Tal zum ersten Mal. David wurde an der Biofach auf Kakao aus Peru aufmerksam, als ihn eine Delegation von Mitarbeitern der Vereinten Nationen ansprach. Er setzte sich darauf ins Flugzeug und flog nach Peru. Die Reise von Lima zur Kooperative CACVRA dauerte damals noch 20 Stunden.

Dank der Unterstützung von PRONATEC konnten sich die Kooperativen Acopagro und CACVRA Fairtrade zertifizieren lassen. CACVRA verschiffte den weltweit ersten Bio- und Fairtrade Container aus Peru. Heute kauft PRONATEC je nach Ernte rund 500 Tonnen biologischen Fairtrade Kakao von CACVRA.“

Erstmals seit langem ist die Anbaufläche für Kokapflanzen im letzten Jahr leicht zurückgegangen. Ein Leben ohne Koka und eine nachhaltige Verbesserung der Lebenssituation der Bauern in diesen Regionen ist nur möglich, wenn Alternativprodukte wie Kakao langfristig einen genügend hohen Preis erwirtschaften – dies ist dank der Bio- und Fairtrade Zertifizierung  sowie der Zusammenarbeit mit Firmen wie PRONATEC für viele Bauern ein wenig einfacher geworden.

So zum Beispiel auch für Carlos Sierra Rivera oder seinen Bruder Edil und seine Frau Sadiht Sierra Rivera, Mitglieder der Kooperative CPCacao.

Fam. Rivera Mitglieder Kooperative CPCacao

Carlos Sierra Rivera erzählt: „Heute lebe ich so glücklich wie nie zuvor. Ich habe es geschafft, eine Ernte von mehr als 3000 kg Biokakao pro Hektare und Jahr zu erzielen. Meine Eltern kamen 1985 vom rauen Hochland ins Tal herunter und kauften Land. Sie wollten nicht, dass wir Kinder in die Hauptstadt umziehen und lehrten uns, mit der Paccha Mama (Mutter Erde) zu arbeiten. Auch mein Ziel ist es, meinen Kindern ein würdiges Leben auf dem Land zu ermöglichen. Daran arbeiten meine Frau und ich den ganzen Tag und vielfach auch noch spät abends.“

Edil fügt hinzu:
„Früher, als hier noch mit Drogen gehandelt wurde, war die Situation ganz anders.  Meine Eltern hatten es noch längst nicht so wie wir, damals hätte hier fast niemand vom Kakaoanbau leben können. Mein Vater hatte ein sehr hartes Leben und ist als Chauffeur schon sehr früh ums Leben gekommen. Dank dem fair gehandelten Biokakao haben wir heute ganz andere Möglichkeiten!  Wir können von unserem Kakaoanbau gut leben, wir arbeiten sehr hart daran und bewirtschaften unsere Felder gut und lernen viel; wir wenden praktisch an, was uns in  Workshops an Wissen vermittelt wird und wir sehen das Ergebnis – 3000 kg/ha Ertrag – darauf sind wir sehr stolz! Wir haben bereits weitere Pläne und wollen zukünftig für Touristen auch Zimmer und Kakaotouren im Rahmen eines Ecotourismus anbieten. Unsere Gärten und auch das Haus sind schon in einem recht guten Zustand, da haben wir schon Einiges machen können, denn wir wollen zukünftig auch andere an  dieser wunderschönen Landschaft, dem Kakaoanbau und der herrlichen Fauna teilhaben lassen. Ja, wir sind zuversichtlich für die Zukunft – dank des fairgehandelten Biokakaos, darüber sind wir sehr froh. Dadurch haben wir ein anderes und viel besseres Leben als noch unsere Eltern.“

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