Förderung der Biodiversität mit wirtschaftlichem Nutzen

Über die nächsten Jahre erwarten wir im dominikanischen Kakaoanbau eine deutliche Ertragssteigerung. Ein innovatives Gemeinschaftsprojekt sorgt dafür, dass diese nicht auf Kosten der Artenvielfalt erfolgt. Es fördert gezielt die Biodiversität in den Anbaugebieten und generiert gleichzeitig wertvolle Zusatzeinnahmen für die Kleinbauernfamilien in der Dominikanischen Republik.

Unsere Tochtergesellschaft YACAO ist bereits seit 1999 in der Dominikanischen Republik präsent und arbeitet eng mit der Produzentenvereinigung FUNDOPO zusammen. In den letzten Jahren wurden zahlreiche Massnahmen zur Ertrags- und Qualitätssteigerung umgesetzt.

Kakao-Produktionssteigerung, aber nicht um jeden Preis

Eine hohe Nachfrage nach Bio Kakao, automatisierte Prozesse und Kakao-Setzlingen zum Selbstkostenpreis aus eigener Gärtnerei – Massnahmen wie diese ermöglichen eine erfreuliche Ertragssteigerung. Doch diese soll nicht auf Kosten der derzeit sehr extensiv genutzten Kakao-Agroforstflächen gehen. Denn in einer Kakao-Monokultur würde die Biodiversität leiden, während Krankheiten und Schädlinge zunehmen würden. Die Produzenten wären zudem komplett vom Kakao abhängig. Mit folgendem Massnahmenpaket, welches über die Anforderungen der Bio und Fair Trade Labels hinausgeht, soll die vorbildliche Biodiversität im dominikanischen Kakaoanbau gefördert werden.  

Diversifizierung des Baumbestandes

Bisher bot FUNDOPO ihren Mitgliedern ausschliesslich Kakaosetzlinge an und schulte sie in der Pflege der Kakaobäume. Neu bietet die Kleinbauernorganisation auch Setzlinge anderer Baumsorten an, ergänzt durch Schulungen zu Anbau und Pflege. Sie alle haben einen wertvolle Zusatznutzen.

• Schattenbäume: Sie sorgen für ein gesundes Wachstum der Kakaopflanze im Agroforstsystem und verbessern die Biodiversität auf der Fläche. Zudem sorgen sie dafür, dass sich Krankheitskeime und Schädlinge weniger gut verbreiten können. Fruchtbäume oder Stickstoff-fixierende Arten steigern zudem die Bodenfruchtbarkeit. Der Verkauf der Früchte generiert ein wertvolles Zusatzeinkommen.
  
  
• Tropenholz: Damit investieren Kleinbauern in ihre Zukunft. Die ebenfalls schattenspendenden Tropenhölzer können nach 10 bis 20 Jahren geerntet und verkauft werden. Nebst Eruieren und Vermehren geeigneter Sorten schult FUNDOPO die Bäuerinnen und Bauern in den nötigen administrativen Schritten, um das Tropenholz unter dem strengen dominikanischen Forstgesetz später tatsächlich legal fällen und verkaufen zu dürfen. Weil wertvolle Tropenhölzer kaum zur Herstellung von Holzkohle, sondern vielmehr als hochwertiges Parkettholz genutzt werden, kann dieses Teilprojekt dabei helfen, CO2 zu binden.
  
  
• «Súperarboles»: Diese «Superbäume» ermöglichen eine Verjüngung der Agroforstsysteme durch einen breiten einheimischen Genpool. Derzeit zieht FUNDOPO in der eigenen Setzlingsproduktion 14 internationale, bewährte Kakao-Hochleistungssorten heran. In diesem Teilprojekt wird die Sortenvielfalt unter Nutzung des lokalen Genpools deutlich ausgebaut. Die Lieblingsbäume der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern mit besonderen Eigenschaften wie z.B. hohe Ernteerträge oder Resistenz gegen Krankheiten/aussergewöhnliche Wetterlagen werden vermehrt, beobachtet und nach erneuter Auslese zur Setzlingsproduktion verwendet.
  
  

Die Diversifizierungsmassnahmen erfordern zusätzliches Know-how. Im Frühling 2024 werden mehrere technische Berater von FUNDOPO vom Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL) geschult, einem der weltweit führenden Forschungseinrichtungen im Bio-Landbau. Sie geben das neuste Wissen zum Bio-Kakaoanbau in Agroforstsystemen direkt an die Kleinbauern weiter. 

Diversifizierung des Einkommens durch Gemüsegärten

Da die Kakaoparzellen meist ausserhalb des Dorfes liegen, haben viele Kleinbäuerinnen und Kleinbauern den Wunsch, in der Nähe ihrer Wohnhäuser Familiengärten anzulegen. Ein eigener Garten bedeutet für die Kleinbauernfamilien ein willkommenes Zusatzeinkommen und eine gesunde Ergänzung des Speiseplans. Für das Anlegen eines Gemüsegartens braucht es oft nicht viel. In diesem Teilprojekt erhalten die Kleinbauernfamilien Gemüsebaukurse, Saatgut, Zäune und andere unterstützende Hilfeleistungen. 

Diversität und Resilienz für die ganze Region

Das innovative Biodiversitätsprojekt soll der Region einen veritablen «Diversitätsschub» geben. Sowohl die Umwelt als auch Gesellschaft und Wirtschaft sollen profitieren, sich weiterentwickeln und resilienter werden.

Für das Biodiversitätprojekt erhält PRONATEC in den kommenden zwei Jahren eine Finanzierungshilfe durch die Schweizerische Plattform für nachhaltigen Kakao (Swiss Platform for Sustainable Cocoa – SWISSCO) im Rahmen ihrer Projektunterstützung für innovative Wertschöpfungsketten.