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Ein Jahr «Kakaoverarbeitung nur für Bio» - David Yersin im Interview

Mai 31, 2023


Wo steht die PRONATEC Swiss Cocoa Production ein Jahr nach Produktionsbeginn? David Yersin über Kundenbedürfnisse, Trends und Zukunftspläne in «seiner» Kakaoverarbeitungsanlage in Beringen bei Schaffhausen.

David, wie schaust du auf dieses erste Jahr zurück?

Ich bin sehr zufrieden mit der erfolgreichen Inbetriebnahme in Rekordzeit und dem Betrieb im ersten Jahr. Wir arbeiten aktuell im 3-Schicht-Betrieb an fünf Tagen die Woche. Unsere Produkte stossen auf grossen Anklang und die Kundenstimmen zur Qualität sind mehrheitlich sehr positiv. Besonders positiv äussern sich unsere Kunden zur Kakaobutter, aber auch zu den nach Kundenwunsch hergestellten Single-Origin-Kakaomassen.

 Teaser_Interview David_v2Cocoa mass 

Welche Kundenbedürfnisse können wir neu abdecken?

Wir heben uns wie geplant ab durch unsere grosse Flexibilität, die es uns erlaubt, auch Kleinmengen aus unterschiedlichsten Ursprüngen zu verarbeiten. Ich muss das mal überfliegen… (macht eine Liste). Seit Juni 2022 haben wir Kakaobohnen aus der Dominikanischen Republik, Peru, Togo, Demokratischer Republik Kongo, Costa Rica, Ecuador, Panama, Sao Tomé, Madagaskar und Sierra Leone verarbeitet. Diese Flexibilität ist es, die uns einzigartig macht, und die individuellen Röstprofile für jeden Ursprung! 

Cocoa from Togo Organic cocoa from Madagascar Cocoa from the Dominican Republic Cocoa from Peru

Welche Kundenbedürfnisse kamen eher überraschend?

Dass auch die konventionelle Lebensmittelbranche auf uns als Bio Betrieb aufmerksam wurde. Der Bedarf nach rückverfolgbarer Kakaomasse, Kakaobutter  und Kakaopulver sowie der Nachweis, dass ohne Kinderarbeit produziert wurde, wird auch hier immer wichtiger. So haben wir einige Anfragen auch von Nicht-Bio-Herstellern.

Dann die grosse Nachfrage nach Kakao-Feinmasse für die Schokoladenproduktion. Hier ergab sich durch den hohen Bedarf ein Engpass, welchen wir per Dezember 2023 durch die Installation einer zweiten Kugelmühle eliminieren möchten.

Die Nachfrage nach Flüssiglieferungen von Kakaobutter und -masse hat uns ebenfalls überrascht. Diese überzeugt viele Kunden aufgrund ihrer Energie- und Kosteneffizienz. Hier prüfen wir die Inbetriebnahme zusätzlicher Lagertanks.

Kugelmühle falls nicht für Teaser verwendet

Was ist heute die grösste Herausforderung in der Produktion?

Die Unregelmässigkeit der Kundenbestellungen ist eine Knacknuss für unsere Produktionsplanung. Immer wieder kommt es zu Peaks, die wir nun auch durch zusätzliche Lagertanks abfedern möchten. In diesem Quartal sind wir an diesem Thema dran.

Eine nachhaltige Kakaoverarbeitung – geht das überhaupt?

Dass wir nur Bio machen würden, war eine weitreichende Entscheidung. Doch Nachhaltigkeit geht für uns viel weiter als das. Bei der Planung waren Energieeffizienz und Umweltfreundlichkeit im Hauptkriterium. Um am teuren Standort Schweiz zu bestehen, war klar, dass von der gesamten Anlage ein Höchstmass an Effizienz gefordert wird. Getrennte Temperaturzonen und eine Wärmerückgewinnung sorgen seit Beginn für eine gute Energieeffizienz. Auch unser Echtzeit-Controlling wirkt sich positiv auf die Energienutzung positiv aus. Emissionen vermeiden wir dank einer hochmodernen Abluft-Nachbehandlung. Seit März 2023 werden zudem rund 80 % unserer Kakaobohnen von den EU-Ankunftshäfen umweltfreundlich per Schiff rheinaufwärts bis Basel weitertransportiert. Von Basel ist es nur noch eine kurze Strecke per LKW bis zu unserem neuen Lagerstandort Eggingen (DE) – welcher mit Strom aus Solar- und Wasserkraft betrieben wird – und von dort über die Grenze bis zu unserer Kakaoverarbeitung.

Rheinhafen

Die neue EU-Verordnung zu entwaldungsfreien Lieferketten ist in aller Munde

Wir haben ein Projektteam aufgestellt, welches einen Massnahmenplan erarbeitet. Unsere Kunden sollen sich darauf verlassen können, dass unsere Kakaoprodukte die neuen Vorgaben erfüllen. Wir testen aktuell eine interne App zur Erfassung georeferenzierter Daten, um die Bohnen bis zu den einzelnen Flächen zurückverfolgen zu können und erarbeiten eine Methodik zum Entwaldungsmonitoring. An unserem digitalen Kundenanlass PRONATEC INSiGHT vom 27. Juni 2023 sind wir detaillierter auf das neue Gesetz und unsere Massnahmen eingegangen.

Gibt es bereits neue Märkte, die sich auftun?

PRONATEC verzeichnet ein reges Interesse auch von Kunden aus den USA und Kanada. Deshalb haben wir Schritte eingeleitet, um diesen grossen und interessanten Bio Markt kundennah und effizient bedienen zu können. Auch in Zukunft bleiben wir unserem Versprechen einer reinen Bio-Verarbeitung treu. Dieses bleibt für uns ein wichtiger Türöffner für neue Kunden.

Welche Pläne gibt es in naher Zukunft?

Mit der Investition in die Anlage haben wir eine gute Basis gelegt. Nun geht es darum, einzelne Punkte zu optimieren und die Erkenntnisse aus dem ersten Jahr einfliessen zu lassen, um die Produktivität steigern und gewisse Engpässe noch zu eliminieren. Ein herzliches Dankeschön gilt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von PRONATEC am Produktionsstandort Beringen und am Hauptsitz Winterthur, welche täglich vollen Einsatz zeigen!

PRONATEC Team

 

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