Besuch Zuckerprojekt Mozambique

Der Chemba-Distrikt im Norden Mozambiques, unweit der Grenze zu Malawi und direkt am idyllischen Sambesi-Fluss gelegen, ist geprägt von unberührter Natur. Das EcoFarm Bio-Zuckeranbauprojekt mit eigener Kreislaufwirtschaft und zu fairen Bedingungen gibt der strukturschwachen Region eine langfristige Perspektive. Unser Zuckerfachmann Nicolo Rieben war zum Erntebeginn vor Ort und berichtet von einem aussergewöhnlichen Projekt, das ihn begeistert.

Nicolo, was macht das Zuckerprojekt in Mozambique so besonders?
Die Wirkungskreise «Soziales» und «Umwelt» dieses Projekts sind aussergewöhnlich. Als grösster lokaler Arbeitgeber mit über 600 eigenen Angestellten verbessert die Zuckermühle von EcoFarm die Lebensbedingungen in der Region deutlich. Die zwei angeschlossenen Kooperativen zählen rund 500 Kleinbauern und -bäuerinnen; über 3800 weitere Personen profitieren indirekt von der Mitgliedschaft bei der Kooperation. Dank innovativer Kreislaufwirtschaft und effizienter Nutzung der Nebenprodukte aus Landwirtschaft und Zuckermühle ist das Projekt auch umwelttechnisch vorbildlich aufgestellt.

   

Konkret: Wie verbessert sich das Leben der Menschen vor Ort?
Chemba ist eine der ärmsten Regionen in einem der ärmsten Länder weltweit. Kleinbauern machen 99 Prozent des Agrarsektors aus und die Gewährleistung der Ernährungssicherheit ist eine der grossen Herausforderungen dieser abgelegenen Region. Jeder Arbeitsplatz ist enorm wertvoll. Eine lokale Studie erhob eine Steigerung des Tageslohnes bei Bauernfamilien, die der Kooperative beitreten, von 0,63 USD auf 6,50 USD. Das ist eine deutliche Verbesserung – laut EcoFarm langfristig sogar noch steigerbar. Die erste der beiden Kooperativen ist bereits Fairtrade zertifiziert, die zweite im Prozess der Zertifizierung.

Alle angeschlossenen Kleinbauern sind Selbstversorger. Über die Kooperativen erhalten sie zusätzliches Land für den Anbau von Mais oder Bohnen zur Deckung des Eigenbedarfs oder den Verkauf auf dem lokalen Markt. EcoFarm unterstützt sie mit Schulungen rund um einen effizienten und nachhaltigen Biolandbau sowie Hilfe bei der Ernte. Dabei geht es um einen langfristigen Wissenstransfer und die Übertragung von Verantwortung.

   

Der Schutz der Umwelt ist EcoFarm ebenfalls ein zentrales Anliegen.
Genau. Hinter EcoFarm steht ein südafrikanischer Bio-Visionär. Anders als die meisten grossen Zuckermühlen betreibt EcoFarm einen kompletten Bio-Kreislauf mit grasgefütterten Rindern, die zusammen mit gezielt dafür angebauten Nutzpflanzen für wertvollen Kompost sorgen. Dieser steht den Kooperativen zur Verfügung, reichert die Böden durch minimale Bodenbearbeitung an und sorgt für mehr Ertrag auf den Feldern. Der durch Rinderdung fruchtbar gemachte Boden bringt zudem mehr Pflanzen hervor und nimmt damit mehr CO₂ aus der Atmosphäre auf.

Chemba und der nordwestliche Teil des Landes zeichnen sich durch fruchtbare Böden und gute Niederschlagsverhältnisse aus. Für die zusätzliche Bewässerung, die dennoch nötig ist, wurde das Projekt bewusst direkt am Sambesi-Fluss eingerichtet. Durch die kontrollierte Wassernutzung entsteht der Region nachweislich keinerlei Wassermangel. Ein weiterer Pluspunkt für die Umwelt ist der Transport der Zuckercontainer per Bahn bis zum Exporthafen in Beira, was eine effiziente, CO₂-arme Logistik ermöglicht.

  

Welche Rolle spielt PRONATEC im Projekt?
Wir sind vor zwei Jahren ins Projekt eingestiegen, 2021 bezogen wir erste Kleinmengen. Aus der aktuell laufenden Ernte beziehen wir nun die erste Grosslieferung. Die Fairtrade-Prämien werden beim Export im Juni direkt aufs Konto der Kooperativen einbezahlt, anschliessend entscheiden die Kleinbauern in einem demokratischen Prozess über die Verwendung der Prämiengelder. Damit übernehmen sie Eigenverantwortung für die Projekte in ihrer Region, wie der Aufbau von Schulen oder medizinischen Behandlungszentren. PRONATEC ist ein wichtiger Abnehmer im EU-Markt und geht wie immer eine langfristige, stärkende Partnerschaft ein.

Welche Eindrücke deines Besuchs sind dir besonders geblieben?
Trotz herausfordernder Infrastruktur in Mozambique bietet EcoFarm eine stabile, gesicherte Lieferkette und Bio-Rohrzucker in höchster Qualität. Imponiert hat mir, dass das noch junge Projekt mit rund 100 Tonnen Zuckerrohr pro Hektar bereits jetzt hohe Erträge erzielt. Gründe dafür sind topografische Vorteile, lehmhaltige Böden mit guter Wasserspeicherung sowie eine ideale Sonneneinstrahlung.

Obwohl die Menschen in grosser Armut und Einfachheit leben, ohne Fernseher oder Elektrizität, scheinen sie ein genügsames Leben als Selbstversorger zu führen. Das hat mich beeindruckt, wenn ich es auch nicht romantisieren möchte. So liegt beispielsweise das nächste Spital über 30 km weit entfernt…

Welche Produkte aus diesem Projekt können Kunden bei uns erwerben?
Trotz erschwerter Umstände ist die Zuckermühle von EcoFarm top modern. Wir importieren sehr reinen Syramena® Special Light in hoher Qualität, der ab sofort bei uns verfügbar ist. Über den Bezug dieses Fairtrade-Zuckers haben unsere Kunden die Möglichkeit, einen Beitrag zur Verbesserung der Einkommensverhältnisse in Mozambique zu leisten.

Vielen Dank, Nicolo, für die spannenden Einblicke ins Projekt!

Erfahren Sie mehr über unser Projekt im persönlichen Gespräch mit unseren Verkäuferinnen und Verkäufern an der Biofach.