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Kleinbauernprojekt in Sierra Leone

Okt 6, 2021

Dank der Partnerschaft mit Lizard Earth bezieht PRONATEC zum ersten Mal Kakao direkt aus dem westafrikanischen Sierra Leone. Das junge und innovative Unternehmen hat seinen Sitz in Kenema im Osten des Landes und ist seit Ende 2020 biozertifiziert. Der in Agroforstwirtschaft angebaute Bio-Kakao bringt Hoffnung in das Distrikt Kailahun an der Grenze zu Liberia und überzeugt mit einer guten Qualität sowie tiefen Kadmium-Werten.

Rund 70 Prozent der Bevölkerung von Sierra Leone leben in extremer Armut und müssen mit weniger als einem US-Dollar am Tag auskommen. Umso wichtiger ist es, der Bevölkerung durch nachhaltige Wirtschaftsformen ein zusätzliches sicheres Einkommen zu garantieren. Das Kleinbauernprojekt von Lizard Earth hilft der lokalen Bevölkerung, dank stabiler und fairer Abnahmebedingungen wirklich vom Kakaoanbau zu profitieren. Lizard Earth kümmert sich nicht nur um Verkauf und Vertrieb sämtlicher Kakaobohnen, sondern bietet den Bauernfamilien Schulungen an und bindet sie aktiv in den Produktionsprozess mit ein.

Unsere Feldmitarbeiter aus dem Dorf Baah in unserem Kakaogarten Bobogboyama bei der Auspflanzung von Kakaosetzlingen

Kakaoanbau in Agroforstwirtschaft

Lizard Earth hat mit den Eigentümerfamilien in der gesamten Projektregion Kailahun an der Grenze zu Liberia vorbildliche Pachtverträge über 30 Jahre für meist brachliegende Flächen abgeschlossen. Diese in Agroforstwirschaft betriebenen Kakaogärten umfassen rund 500 Hektar Land und werden nach sozialverantwortlichen Produktions- und Governance-Kriterien bewirtschaftet. Weiter bezieht Lizard Earth auch Bio-Kakaobohnen von anderen kleinbäuerlichen Kakaofeldern. Diese gehören den Bauern und werden von diesen bewirtschaftet. Die Bauern bekamen während der vergangenen Saison wertvolle Unterstützung bei der Pflanzung von 140 Hektar Land mit Kakaobäumen in Agroforstwirtschaft, beispielsweise mit Pflanzsäcken, Setzlingen und technischer Expertise.

Schrittweise Übergabe der Kakaogärten

In den ersten 15 Jahren werden die gepachteten Kakaogärten von Lizard Earth in enger Zusammenarbeit mit lokalen Kleinbauern (sogenannten «Agri-Entrepreneurs») betrieben. Nach dieser Phase des Erfahrungsaufbaus ist vorgesehen, die neuen Plantagen einzelnen besonders engagierten und speziell geschulten Kleinbauern, sogenannten «Master Growers», für weitere 15 Jahre zu übergeben. Mit diesen langfristigen Investitionen in die lokalen Bauern setzt Lizard Earth gezielt Impulse für eine nachhaltigere Entwicklung der Landwirtschaft in Sierra Leone. Ernte, Verarbeitung, Fermentation und Logistik liegen weiterhin bei Lizard Earth, so dass optimale Prozesse und eine gute Qualität der Kakaobohnen sichergestellt werden können.

Kenntnis lokaler Kultur erlaubt Business auf Augenhöhe

Das 2018 gegründete Unternehmen Lizard Earth wird von Daniel Scholler geführt, einem seit acht Jahren in Sierra Leone lebenden Deutschen. Als Gründer und Geschäftsführer von Lizard Earth setzt Daniel Scholler sehr stark auf den Einbezug der lokalen Bevölkerung und die Berücksichtigung lokaler Gepflogenheiten und Bedürfnisse – und zwar auf allen Stufen des Projekts. Weil die traditionellen Dorfinstitutionen systematisch in die Entscheidungsprozesse miteinbezogen werden, geniesst das Projekt eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung. Im Jahr 2021 beschäftigt Lizard Earth 21 Mitarbeitende und vertreibt die Kakaobohnen von rund 1580 Kleinbauern aus 34 Dörfern.

Pestizidfreie Landwirtschaft und tiefer Kadmiumgehalt

Im Gegensatz zu anderen Ländern Westafrikas werden in Sierra Leone praktisch keine Pestizide eingesetzt. Die Bauern und Bäuerinnen sind häufig schlicht zu arm, um sich Pestizide leisten zu können. Für den Bio-Kakaoanbau ein klarer Standortvorteil: Die Kreuzkontamination mit Pestiziden aus angrenzenden, konventionell betriebenen Nachbarsplantagen wird damit auf ein absolutes Minimum beschränkt. Ein weiterer Vorteil ist der sehr tiefe Kadmiumgehalt des Kakaos aus Westafrika.

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Bio-Zertifizierung unter erschwerten Umständen

Lizard Earth gelang es Ende 2020 unter schwierigen Bedingungen, die Bio-Zertifizierung zu erhalten. Wegen der Reisebeschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie konnte monatelang keine akkreditierte Person ins Land einreisen, um das Bio-Audit durchzuführen und die Bio-Zertifizierung zu bestätigen. In den nächsten Jahren strebt Lizard Earth zudem eine Fairtrade-Zertifizierung an.

Schutzmantel am Rand des Gola Rainforest National Parks

Mehrere Dorfgemeinschaften des Projekts liegen an der Grenze zum Gola Rainforest National Park beziehungsweise dessen Schutzgürtel. Lizard Earth unternimmt zahlreiche Anstrengungen, damit die neuen Kakaobäume den Schutzgürtel ergänzen oder gar zusätzlich schützen. Zusammen mit den Dorfgemeinschaften und Umweltspezialisten wurden Schutzzonen definiert, die diesen Schutzgürtel noch verstärken. Klar ist zudem, dass für die neuen Kakaobäume unter keinen Umständen bestehende Waldflächen gerodet werden dürfen.

Vielversprechender Auftakt und gute Kakaoqualität

Das vielversprechende Projekt in Sierra Leone steht noch ganz am Anfang. 2021 konnte Lizard Earth zum ersten Mal Kakaobohnen ernten und nach Europa verschiffen. Nach einer eingehenden Prüfung freuen wir uns, dass auch die Qualität aus diesem schönen Projekt unseren hohen Anforderungen entspricht und wir die Kakaobohnen nun weiterverarbeiten lassen können.


 

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