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Bio Rohrzucker oder Bio Rübenzucker: Ist regionaler wirklich auch nachhaltiger?

Jan 23, 2023

Aktuell werden die letzten Container der Bio Zuckerrohrernte 2022 aus den Hauptanbaugebieten wie Paraguay, Argentinien, Kolumbien oder Mozambique nach Europa verschifft. Fast zeitgleich zur Verschiffung ging hierzulande der europäische Bio Rübenzucker in die Verarbeitung. Was gibt es aktuell zu den ungleichen Zwillingen zu sagen? Uns scheinen die Unterstützung einer sozialen Entwicklung und Klimafreundlichkeit bei gleichzeitiger Wirtschaftlichkeit wichtige Kriterien. Ein Überblick.

Motor für soziale Entwicklung

Im globalen Süden ist der nachhaltige Zuckeranbau ein wichtiger Motor für die soziale Entwicklung ganzer Regionen. Faire Preise garantieren ein angemessenes Einkommen. Die Kooperativen werden von unabhängigen Auditoren durchleuchtet, bieten ihren Angestellten eine Krankenversicherung und investieren die Fairtrade Prämien in gemeinnützige Projekte. Dazu gehören beispielsweise der Bau von Schulen und medizinischen Versorgungsstationen oder die finanzielle und maschinelle Unterstützung von Kleinbauerbetrieben in der täglichen landwirtschaftlichen Arbeit. Bei der Fairtrade zertifizierten Produktion wird explizit kontrolliert, dass kein Missbrauch durch Kinderarbeit, Zwangsarbeit, etc. erfolgt.

FT Medikamente FT Schulmaterial FT Traktor

In der Schweiz und Europa ist der Zuckeranbau zwar kaum sozial problembehaftet, wie die Studie von Schweizer Zucker AG (2018) richtigerweise festhält. Allerdings bietet er auch kaum Potenzial für eine positive soziale Entwicklung – anders als in Paraguay, Argentinien, Kolumbien oder Mozambique, wo die soziale Entwicklung durch Fairtrade Zucker eine messbare Tatsache ist.

Positive Preisentwicklung beim Bio Rohrohrzucker

Beim Bio Rohrzucker haben sich die hohen Frachtraten der letzten Jahre seit Herbst 2022 für die meisten Ursprünge deutlich reduziert. Dies wirkt sich positiv auf die Preise aus. Die Versorgungssituation für Bio Zucker aus Europa hingegen ist aktuell eher angespannt, was sich in höheren Preisen niederschlägt: Einerseits trifft die Ukrainekrise und damit einhergehende Energiekrise den energieintensiven Zuckerrübenanbau in der Schweiz und der EU härter als den energieautarken Zuckerrohranbau bei unseren Ursprungspartnern. Andererseits trug die ausgeprägte Trockenheit im 2022 und das damit verbundene unterdurchschnittliche Pflanzenwachstum dazu bei, dass die Rüben dieser Ernte keine sehr hohe Zuckerausbeute bieten.

Nachhaltige Investition entlang der ganzen Wertschöpfungskette

Von der Investition in den Zuckeranbau im globalen Süden profitieren viele Akteure entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von den Bäuerinnen und Bauern über die Arbeiter und Arbeiterinnen in den Zuckermühlen hin zu den Matrosen, Zollbehörden des Landes, Lageristen etc. Der Zuckerrohranbau dort wird im Gegensatz zum Schweizer Zuckeranbau nicht subventioniert.

Kleinbauer bei der Zuckerrohrernte    La Felsina Zuckerrohrfabrik

Bio Rübenzucker oder Bio Rohrohrzucker: Welcher ist klimafreundlicher?

Eine wissenschaftlich fundierte abschliessende Antwort zur Ökobilanz ist schwierig. Zwei Rübenzuckerhersteller haben eigene Studien herausgegeben, deren Neutralität in unseren Augen aber nicht unbedingt gegeben ist: So ist das wenig überraschende Fazit von Schweizer Zucker AG (2018) und Südzucker (2021), dass Bio Rübenzucker klimafreundlicher ist als Bio Rohrzucker.

Eine neutrale Studie von MyClimate (2008) hingegen kommt zum Schluss, dass der Bio und Fairtrade Zucker aus Paraguay weniger CO2 verursacht als Bio Rübenzucker aus der Schweiz – rund 43 %.

Alle drei Studien stützen sich auf wissenschaftliche Daten, wenden aber unterschiedliche Methoden an und setzen andere Schwerpunkte. Eine gute Zusammenfassung bietet unser Nachhaltigkeitsbericht auf S. 17.

Gerne beantworten wir Ihre Fragen auch persönlich. Mehr Informationen zu unseren Bio Fairtrade Zuckern sowie die Ansprechpersonen für jede Region finden Sie hier.

 

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