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Ein Tag im Leben der Zuckerrohrbauern Costa Ricas und Paraguays

Mai 30, 2023


Unser Zucker-Verantwortlicher Nicolo Rieben besuchte mit Costa Rica und Paraguay zwei unserer wichtigsten Anbaugebiete für Bio und Fairtrade Zucker. In seinem Bericht liegt der Fokus für einmal ganz auf den Kleinbäuerinnen und Kleinbauern: Wie sieht ein typischer Tag aus – und welche Rolle spielt die Kooperative im Alltag der Bauern?

Die Beziehungspflege mit unseren Partnern im Ursprung ist für uns zentral, denn persönliche Gespräche schaffen gegenseitiges Verständnis und Vertrauen – die beste Basis für erfolgreiche Geschäftsbeziehungen. Seine Reise führte Nicolo zuerst nach Costa Rica zur Vollrohrzucker-Verarbeitung ASSUKAR, welche für uns SUCANAT® produziert, und zur Kooperative APOYA. Danach gings weiter nach Paraguay zur Zuckermühle LA FELSINA, welche für uns den Rohrzucker SYRAMENA® herstellt und zur Kooperative ASOCACE.

La Felsina Assukkar

Kleinbauern-Kooperativen APOYA und ASOCACE

Auch wenn unsere Verarbeitungspartner LA FELSINA und ASSUKAR einen eigenen Zuckerrohranbau betreiben, kümmern sie sich primär um Verarbeitung, Veredelung und Export. Viele andere Aufgabe liegen ganz in der Hand der Kooperativen: Dazu gehören Erntekoordination, Zertifizierungen, Verwendung der Bio/Fairtrade Prämien, Schulungen zu guter landwirtschaftlicher Praxis und Bio Landbau, Georeferenzierung der Parzellen sowie Traktorenverleih. Besonders wichtig: der Zugang zu organischen Düngemitteln wie «Gallinaza» (Hühnermist) und hochwertigem Saatgut, welches für die Bauern sonst kaum erschwinglich wäre.

Die Kooperative APOYA aus Costa Rica wurde 2014 mit finanzieller Starthilfe von PRONATEC gegründet. Mit nur gut 40 Mitgliedern ist APOYA eher klein, aber es gibt Wachstumspotential in der Region. Einzelne Mitglieder besitzen eine Kaffeeplantage, einige sind auf den Anbau von Zuckerrohr spezialisiert. ASOCACE in Paraguay entstand bereits 2002 unter Mithilfe von PRONATEC. Heute profitieren rund 240 Mitgliedsfamilien mit durchschnittlich etwa sechs Familienangehörigen sowie weitere Landarbeiter und Schulkinder der Region vom fairen Handel.

Im Gespräch mit einer Zuckerrohr-Kleinbäuerin von APOYA, Costa Rica

Magally Fernandez Solano ist Mitglied sowie Vorstandsmitglied von APOYA in Costa Rica und bewirtschaftet zusammen mit ihrem Mann eine 1,57 ha grosse, von der Vollrohrzucker-Verarbeitung ASSUKKAR gepachtete Parzelle. Durch den Pachtvertrag haben sie sich verpflichtet, das Land ökologisch zu bewirtschaften und die Kriterien von Fairtrade International einzuhalten. Aus ihrem Zuckerohr wird später SUCANAT® Vollrohrzucker.

Nico im Gespräch mit Apoya

Wie sieht denn ein typischer Tag für Magally aus? «Normalerweise stehen wir um 4.30 Uhr auf, um kurz vor 6 Uhr auf den Feldern zu sein. So können wir die kühlen Stunden für die schwerere Arbeit nutzen, denn nach 11 Uhr nimmt unsere Arbeitsleistung wegen der Hitze (oder Nässe nach einem Regenguss) deutlich ab.» Die Zuckerrohrernte erfolgt von Hand bzw. mit der Machete. Einige Kleinbauern werden von Hilfskräften, sogenannten «Cortadores», unterstützt. Magallys Familie erntet jedoch selbst, um weniger Auslagen zu haben. «Unsere erwachsenen Kinder helfen manchmal mit. Schon ich habe als Kind an den schulfreien Tagen auf dem Feld mitgeholfen». Die lokale, familiengeführte Zuckerverarbeitung ASSUKAR, in der das geerntete Zuckerrohr zu Vollrohrzucker weiterverarbeitet und für den Export veredelt wird, überlässt den Kleinbauern für den Transport des Zuckerrohrs die firmeneigenen Anhänger.

Magally und Familie oder Mitarbeiter Nico und Apoya Mitglieder

Zuckerrohr wächst trotz Bio-Anbau nur selten in Mischkultur, da es den Boden bereits nach wenigen Monaten ganz abdeckt und viel Sonne braucht. Trotzdem steht es sehr gut um Biodiversität und Bodenleben: Die ca. zwei Meter hohen Zuckerpflanzen werden nicht wie beim konventionellen Anbau vor der Ernte verbrannt, sondern von Hand geschnitten. Die Halme werden dabei direkt über dem Boden abgeschnitten, knapp unterhalb der zuckerlosen Blätter. Diese bleiben als Mulch auf dem Feld liegen – als Bio Dünger und zum Schutz vor Erderosion. Auch die Schädlingsbekämpfung erfolgt nach Bio Richtlinien. Die Arbeit auf dem Zuckerrohrfeld ist körperlich sehr anstrengend. Trotzdem sind Magally und ihr Mann dankbar. «Es gibt harte Arbeit, nette Arbeit, schöne Arbeit ... aber das Wichtigste ist, dass es Arbeit gibt.» Gute Erträge zu erzielen ist trotzdem sehr wichtig. «Mit gutem Saatgut können wir bei praktisch gleichem Aufwand mehr ernten – bis zu 30 bis 40 % mehr».

Die Bio und Fairtrade Prämien machen einen grossen Unterschied. «Für Bio und Fairtrade Zuckerrohr erhalten wir 34’000 CRC/Tonne, verglichen mit 25’000 CRC/Tonne für konventionelles Zuckerrohr.» Die Familie hat mit Anstellungen in einem Restaurant und auf den Feldern von ASSUKAR weitere Einkommensquellen. Eine Tochter von Magally studiert Pharmazie, die andere ist Agronomin. «Unser Haus ist nicht sehr gross, aber es hat alles. Und das Wichtigste: Es gehört uns!»

Hauptsache es gehört uns

 

Im Gespräch mit einem Zuckerrohr-Kleinbauer von ASOCACE, Paraguay

Haus von Ignacio Nico im Gespräch mit Ignacio

Ignacio Arrua, 62 Jahre, seit fünf Jahren Mitglied der Kooperative ASOCACE in Paraguay, verwitwet mit fünf Kindern, schätzt die Nähe von PRONATEC zu den Kleinbauern sehr. Ignacio baut auf rund 8 ha Zuckerrohr für die Herstellung von SYRAMENA® Rohrzucker an und kann sich seine Arbeit ohne die Unterstützung der Kooperative kaum vorstellen. «Die Leute von ASOCACE besuchen uns fast jede Woche und unterstützten uns in allen Belangen, sei es beim Einkauf von Düngemitteln oder durch ihren Traktorservice zur Vorbereitung des Bodens vor der Aussaat oder zur Unkrautbekämpfung in den schmalen Anbaufurchen. Der Ertrag kann so deutlich gesteigert werden.» Für die Ernte stellt er fünf bis sechs Hilfskräfte ein. Für den Eigenbedarf baut er weitere Kulturen an wie «Yuca» (Maniok) oder «Papa» (Kartoffeln). «Ohne Kooperative könnten wir nicht funktionieren!» Im letzten Jahr litt die ganze Region an den Folgen einer Dürre und Ignacio verlor ca. 30 % seiner Erträge (einige Mitglieder bis zu 45 %). Die Kooperative entschloss darum, die Kleinbauern aus den Fairtrade Prämien finanziell zu unterstützen. Ausbezahlt wurden 1'000'000 PYG pro Mitglied (ca. 150 US-Dollar). Auf die Frage, ob er vom Klimawandel etwas spüre, verneint Ignacio. Das Wichtigste sei jedoch, dass der Regen zurückkehre. Ignacio ist überzeugt, dass dieses Jahr wieder ein sehr gutes Jahr werde. «La lluvia es lo màs importante! Este año será muy bueno!», schliesst er das kurze und persönliche Gespräch im Schatten eines grossen Baumes auf den Zuckerrohrfeldern Paraguays.

Langjährige Partnerschaft mit den Zuckerverarbeitern LA FELSINA und ASSUKKAR

Mit ihrem nachhaltig angebauten Zuckerrohr sorgen die Kleinbauern für die hochwertige Basis unserer Produkte. Lokale familiengeführte Zuckerverarbeiter wie die Zuckermühle LA FELSINA in Paraguay und die Vollrohrzucker-Verarbeitung ASSUKKAR in Costa Rica kümmern sich um die schonende Herstellung bester Bio Fairtrade Zuckerprodukte.

enge Kooperation mit La Felsina Zuckerrohranbau bio

Mit dem direkten Bezug bei langjährigen Partnern schaffen wir Transparenz und eine vollständige Rückverfolgbarkeit über die ganze Lieferkette. Gerne beraten wir Sie zu unserem Angebot an Bio Fairtrade Rohrzuckern aus Paraguay, Costa Rica, Kolumbien und Mozambique.

Partnerprofil LA FELSINA, Zuckermühle für SYRAMENA® Rohrzucker, Paraguay

Partnerprofil ASSUKKAR, Vollrohrzucker-Verarbeitung für SUCANAT®, Costa Rica

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