DE | EN | FR |

Generalversammlung MITSINJO

Jun 24, 2021

Am 20. Februar 2021 fand die Generalversammlung der Kooperative MITSINJO statt. Wir haben Yasmine Khapery, zuständig für Zertifizierung und Export der Kooperative, zu aktuellen Themen befragt:

Yasmine, wie ist die Hauptversammlung verlaufen? Was waren die wichtigsten Punkte, die besprochen wurden?

Zur Generalversammlung werden jeweils alle Produzenten eingeladen, diesmal waren rund 380 von 567 Mitglieder anwesend. In diesem Jahr lief das Mandat der ehemaligen Mitglieder des Verwaltungsrates ab, so dass eine Wahl der neuen Mitglieder für die nächsten drei Jahre auf dem Programm stand.

Generalversammlung Kleinbauernorganisation Mitsinjo

Nebst der Wahl gab es einen Bericht über die Kurkuma, Ingwer und Zimt Ernten 2019 - 2020. Es wurde informiert, welche Projekte im Jahre 2020 mit den Fairtrade-Prämien umgesetzt werden konnten. Ausserdem wurden der Arbeitsplan und das vorläufige Budget für das Jahr 2021 diskutiert und verabschiedet.

Die Kooperative investiert seit Jahren einen Teil der Fairtrade-Prämien in unterschiedliche Projekte der Gemeinde. So wurden zum Beispiel mit den Schulen, der Kirche, der Gendarmerie sowie Untergruppen der Kooperative gemeinschaftliche Projekte durchgeführt. So ist es uns möglich, ein gutes und vielfältiges Miteinander zu leben und die Gemeinde Anivorano weiter zu entwickeln.

Ein besonderes Projekt möchte ich erwähnen. In Madagaskar werden vom Gesundheitsministerium mit guten Absichten imprägnierte Moskitonetze verteilt, die beim Kampf gegen Malaria helfen sollen. Dies ist leider ein Problem für unsere Bio Produktion. Weil die Imprägnierung mit dem Insektizid Permethrin unsere Bio Produkte kontaminieren kann, bemühen wir uns sehr, dass die imprägnierten Moskitonetze in der Gemeinde Anivorano nicht verwendet werden. Unsere Mitglieder sind sich der schädlichen Folgen der Permethrin-Kontamination bewusst und arbeiten mit Vertretern der Gemeinde zusammen, um alternative Moskitonetze zu verteilen.

Kannst du uns sagen, wofür die FLO Fairtrade-Prämien im Jahr 2020 verwendet wurden?

Folgende Projekte wurden an der Mitgliederversammlung vom Januar 2020 beschlossen und umgesetzt (teilweise noch in Arbeit):
- Zahlung der FLO-Zertifizierung für 2020
- Unterstützung der Gemeinde Anivorano bei der Verteilung von alternativen, nicht imprägnierten Moskitonetzen an Gewürzproduzenten
- Beteiligung am Strassenbau in der Gemeinde Anivorano
- Kauf von Grundstücken für eine neue Trocknungsanlage

Die effektiven Ausgaben für diese Projekte sind noch nicht bekannt, darüber wird die Kooperative an ihrer nächsten Versammlung im Juli 2021 berichten.

Warum ist es für Familien von Vorteil, eine Fairtrade-Zertifizierung zu haben?

Die Familien haben einen grossen Vorteil, da der Verkaufspreis für Fairtrade-zertifizierte Produkte höher als der herkömmliche Marktpreis ist. Mit den höheren Preisen können die Familien ihre Lebensbedingungen verbessern. Sie bekommen die Möglichkeit, ihre Kinder zur Schule zu schicken und stabilere Häuser zu bauen. Sie können zusätzliches Land kaufen, um mehr Produkte anzubauen. Wenn die Pflanzen auf eigenem Grund stehen und nicht auf gepachteten Parzellen, können auch mehrjährige Kulturen und Bäume gepflanzt werden, die über viele Jahre Ertrag liefern.

Die Produzentenfamilien profitieren auch von den gemeinschaftlichen Projekten, welche die Kooperative in allen Siedlungen umsetzt, wie z. B. den Bau von Trinkwasserbrunnen.

Wie ich auf den Fotos sehen kann, besuchst du die Landwirte im Rahmen der internen Kontrolle. Kannst du uns beschreiben, wie ein solcher Besuch verläuft? Was sind die Herausforderungen für die Bauernfamilien und worüber sprecht Ihr während eines Besuchs?

Als Verantwortliche für das interne Kontrollsystem erstelle ich jedes Jahr ein Zertifizierungsdossier für alle Mitglieder der Kooperative. Es ist meine Pflicht, jede Genossenschaft zu besuchen, um eine jährliche Schulung der internen Kontrolleure zu organisieren. Bei diesen Besuchen besprechen wir die Regeln für den ökologischen und fairen Handel. Wir führen einen Praxisteil direkt auf den Parzellen durch, um bewährte Praktiken wie Schnitt, Neupflanzung, Pflanzenschutz und Erntetechniken zu vertiefen. Anschliessend organisieren die internen Kontrolleure Schulungen pro Dorf, an denen die Mitglieder der Genossenschaft teilnehmen.

Besuche bei Erzeugerfamilien finden nur statt, wenn wir durch die internen Kontrolleure informiert werden, dass die Produzenten Schwierigkeiten haben, die BIO- und Fairtrade-Produktionsregeln einzuhalten. Dafür haben wir in der Kooperative Mitsinjo eine verantwortliche Managerin. Sie besucht die Produzenten und unterstützt sie vor Ort. Die grösste Herausforderung besteht darin, dass die Mehrheit der Erzeuger Analphabeten sind und Schwierigkeiten haben, die Regeln zur Dokumentation und Rückverfolgbarkeit einzuhalten. Deshalb ist diese direkte Unterstützung der Bauern vor Ort sehr wichtig und wird von den Kleinbauern sehr geschätzt.

Bei meinen Besuchen versuche ich auch herauszufinden, ob es auf anderen Gebieten Schwierigkeiten gibt. Ich stehe mit technischen oder anderen Ratschlägen zur Verfügung, um die Produzenten zu unterstützen und die Zusammenarbeit zu verbessern. So können wir den Ausbildungsstand der Bauern verbessern und die Rückverfolgbarkeit gewährleisten. Anfragen leite ich an das Management weiter, damit wir so weit wie möglich Lösungen anbieten können, die auf die Bedürfnisse der Bauern zugeschnitten sind.

Über MITSINJO

Wir und unser lokaler Partner PREMIUM SPICES starteten die Zusammenarbeit mit MITSINJO im Jahre 2014 und übernahmen die Bio- und Fairtrade-Zertifizierungskosten der Kleinbauern-Organisation. Die Kooperative liegt in der Nähe der Hafenstadt Tamatave im Osten Madagaskars. Sie umfasst rund 560 Mitglieder aus 6 Dörfern. Die Produktionsfläche beträgt 61 ha, wobei es sich hauptsächlich um Agroforst Mischkulturen handelt. Die Gewürze werden mit Obst und Gemüse um die Wohnhäuser der Familien kultiviert.

Der Anbau von Gewürzen ermöglicht das harmonische Zusammenleben von Menschen und Natur und verhindert die ökologische Ausbeutung. Das traditionelle Wissen der Bevölkerung und das feuchte tropische Klima sind eine ideale Grundlage für den feinen Geschmack und die hervorragende Qualität der Gewürze. Für PRONATEC werden Zimt, Kurkuma und Ingwer kultiviert, welche Bio Suisse, EU 834/2007, NOP, Naturland, FLO Fairtrade zertifiziert sind. Nach der Ernte werden die Gewürze getrocknet, geschnitten und zu Flakes verarbeitet und exportbereit verpackt.

Zurück