Was ist Agroforstwirtschaft?

Die Agroforstwirtschaft umfasst im Gegensatz zur Monokultur die Kultivierung verschiedener Nutzpflanzen in einem waldähnlichen System. Damit bietet sie eine gesicherte Nahrungsversorgung angesichts des fortschreitenden Klimawandels. Das Agroforstsystem imitiert die ineinandergreifenden Prozesse eines Waldes, wo sich Pflanzen Schatten spenden, Wasser speichern und den Boden durch eine höhere Biodiversität an Mikroorganismen und Pilzen gesund und fruchtbar halten. Bei PRONATEC sind Bio und Fair Trade zertifizierte Kakaoprodukte, Vanille und Gewürze aus Agroforstanbau erhältlich.

Welche Vorteile bietet Agroforstwirtschaft angesichts des Klimawandels?

Die Agroforstwirtschaft wird zunehmend als Anbauform der Zukunft angesehen, da sie eine gesicherte Nahrungsversorgung angesichts des fortschreitenden Klimawandels bietet. Sie verbindet traditionelles Wissen mit modernsten Erkenntnissen, um nicht nur die Erträge zu maximieren, sondern auch die Umwelt zu schützen und die Lebensqualität der Kleinbauern zu verbessern.

Der Anbau im Agroforst hat viele Vorteile: Er verbessert die Bodengesundheit durch natürliche Düngung und verhindert Erosion. Durch den Anbau verschiedener Fruchtbäume wird die Artenvielfalt gefördert und die Pflanzen sind besser vor extremem Wetter geschützt. Biologische Agroforstwirtschaft kommt ohne den Einsatz von chemischen Düngemitteln und Pestiziden aus und schafft eine Umgebung, die widerstandsfähig gegen Schädlinge und Krankheiten ist. Ausserdem wird ein gutes Mikroklima geschaffen und der Boden kann Wasser um ein Vielfaches besser speichern. Das sorgt im Zusammenspiel für höhere Erträge, ohne die Umwelt zu belasten.

Kakao, Vanille und Gewürze aus dem Agroforstsystem

Beim Kakao führten Ernteausfälle in den überalterten Kakao-Monokulturen Westafrikas 2024 zu einer der grössten Krisen am Kakaomarkt überhaupt. Die Krise entstand grösstenteils aus einem strukturellen Ungleichgewicht heraus. Extreme Wetterschwankungen wie Starkregen und Dürre, aber auch Krankheiten hatten die Kakaobestände stark schrumpfen lassen. Traditionelle Kakao-Agroforstsystemen wie beispielsweise in der Dominikanischen Republik können klimatische Herausforderungen weitaus besser bewältigen als Monokulturen.

Auch Vanilleorchideen, Gewürznelkenbäume und Zimtbäume bieten sich für diese Anbauform an. Bei deren Kultivierung im Agroforst, beispielsweise in Madagaskar, bleiben Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität langfristig erhalten, während die Vermarktung der wertvollen Produkte den Kleinbauernfamilien ein wertvolles Einkommen bietet. Das Ökosystem wird wirksam vor Abholzung geschützt und die Region langfristig gestärkt.

Kakao

Was zeichnet Kakao, Vanille und Gewürze aus Agroforstanbau aus?

Lebensmittelrohstoffe wie Kakao, Vanille und Gewürze aus Agroforstwirtschaft bieten den Kleinbauern, der Lebensmittelindustrie wie auch den Konsumentinnen und Konsumenten zahlreiche Vorteilen.

Erhöhte Resilienz gegenüber Klimaveränderungen
Die Mischung verschiedener Pflanzenarten ist weniger anfällig für Wetterextreme und Krankheiten. Durch die verschiedenen Stockwerke der Pflanzen und den gezielten Einsatz von Schattenbäumen werden optimale Wachstumsbedingungen geschaffen, was die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen gegenüber Trockenheit und Hitze erhöht.

Modellgarten

Förderung der Biodiversität
Durch die Integration verschiedener Nutzpflanzen und Bäume in die Anbausysteme wird die Artenvielfalt gefödert. Dies hat positive Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem und verringert das Risiko von Schädlingsbefall und Krankheiten. Die Kleinbauern erhalten ein wertvolles Zusatzeinkommen.

Gesunde Böden für zukünftige Generationen
Das Liegenlassen von Schnittgut (Mulchen) fördert die Humusbildung und verbessert die Bodenstruktur. Dies trägt zur langfristigen Fruchtbarkeit des Bodens bei und ermöglicht es, ganz auf künstliche Düngemittel zu verzichten. Und: Je mehr organische Masse liegen bleibt, desto besser kann der Boden das Wasser speichern.

Einkommensdiversifizierung
Agroforstsysteme bieten Kleinbauern die Möglichkeit, ihre Einkommensquellen zu diversifizieren. Neben dem Hauptprodukt können sie auch Früchte, Holz und andere Produkte ernten und verkaufen. Diese Diversifizierung macht sie weniger abhängig von einem einzelnen Markt

Schutz vor Ernteausfällen
Durch den Anbau verschiedener Pflanzensorten können Ernteausfälle aufgrund von Schädlingsbefall oder Krankheiten minimiert werden. Ein gemischter Anbau bietet eine natürliche Barriere gegen die Ausbreitung von Schädlingen und sorgt für eine kontinuierliche Ernte.

Wie setzt sich PRONATEC für die Agroforstwirtschaft ein?

PRONATEC engagiert sich seit 25 Jahren intensiv für die Förderung der Agroforstwirtschaft, insbesondere im Kakaoanbau in der Dominikanischen Republik sowie im Vanille- und Gewürzanbau in Madagaskar.

Unser Fokus liegt auf der Zusammenarbeit mit der Kleinbauernorganisation FUNDOPO über unsere Tochtergesellschaft YACAO. Die Kleinbauern von FUNDOPO bauen ihren Kakao seit jeher traditionell in waldähnlichen Agroforstsystemen an. Seit Anfang 2024 ist der Kakao von FUNDOPO zudem Regenerative Organic Certified® (ROC).

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Vanille- und Gewürzanbau in Madagaskar in langjähriger Zusammenarbeit mit unserem lokalen Partner PREMIUM SPICES und unseren Partnerkooperativen.

Unser Engagement umfasst mehrere Schlüsselinitiativen:

1. Wissenstransfer zu waldähnlichen Anbausystemen
Gemeinsam mit unseren Partnern fördern wir den Wissensaustausch rund um den Anbau von Kakao, Vanille und Gewürzen in Systemen, welche die natürliche Waldstrukturen nachahmen. Dies verbessert die Bodengesundheit, fördert die Biodiversität und schützt die Pflanzen vor extremem Wetter (Klimawandel).

2. Schulung und Weiterbildung
Die Produzenten werden in Rückschnitt, Veredelung, Verjüngung und Pflege ihrer Parzellen geschult, ebenso in Schädlingsbekämpfung und – im Bereich Kakao – rund um die Anforderungen des EU-Entwaldungsgesetzes. 2024 nahmen einige Mitglieder von FUNDOPO an einer EcoTop Schulung zur Dynamischen Agroforstwirtschaft teil, um Best Practices zu erlernen und weiterzugeben.

3. Diversifizierung des Anbaus
Unsere Partner und wir fördern die Diversifizierung des Anbaus durch die Integration verschiedener Nutzpflanzen und Fruchtbäume. Bei FUNDOPO beinhaltet dies das Pflanzen von schattenspendenden tropischen Hölzern zur Holzproduktion und sogenannten „Superbäumen“ («súperarboles») aus dem breiten einheimischen Kakao-Genpool. Die Kooperative versorgt ihre Mitglieder mit Kakao-Setzlingen verschiedener Sorten zum Selbstkostenpreis aus zwei eigenen Baumschulen. Unsere Partnerkooperativen in Madagaskar versorgen die Kleinbauern ebenfalls mit Zimt-, Kakao- und Nelken-Setzlingen. Zudem werden die Bauern ermutigt, zur Förderung der Biodiversität eigene Fruchtbäume (Mango, Avocado, Orangen, Bananen, Jackfrucht, etc.) zu ziehen und im Agroforst zu pflanzen.

4. Modellgärten
FUNDOPO hat zwei Muster-Parzellen eingerichtet, um Best-Practices im Kakaoanbau zu demonstrieren. Diese Modellgärten zeigen, wie Parzellen in Agroforstwirtschaft nach einigen Jahren aussehen. Die Lernorte für die Bauern inspirieren und machen Mut, diese Anbauform ebenfalls einzusetzen.

5. Projekt «Sortenvielfalt und Diversifizierung der Einkommen im dominikanischen Kakaoanbau» mit SWISSCO und SECO
Dieses Projekt hat zum Ziel, die Erträge im Kakaoanbau nachhaltig zu steigern, die Artenvielfalt zu erhalten und wertvolle Zusatzeinkommen für über 3000 Kleinbauernfamilien zu generieren. Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft sollen von den Massnahmen profitieren, sich weiterentwickeln und widerstandsfähiger werden. Für dieses Biodiversitätsprojekt erhält PRONATEC in den kommenden zwei Jahren Unterstützung durch die Schweizerische Plattform für nachhaltigen Kakao (SWISSCO) und SECO. Mehr dazu in unserem News-Artikel Förderung der Biodiversität mit wirtschaftlichem Nutzen oder im SWISSCO Projektbericht «Sortenvielfalt und Diversifizierung der Einkommen im dominikanischen Kakaoanbau»

6. Projekt «Klimaresistente Kakao-Landschaft 2.0» mit HELVETAS und weiteren Partnern
Das Multi-Stakeholder-Projekt liegt im Wassereinzugsgebiet des Sambirano-Flusses im Nordwesten von Madagaskar. Der Kakaosektor ist eine der wichtigsten Einkommensquellen für die ländliche Bevölkerung in der Region. Ziel des Projekts ist es, die Entwaldung zu stoppen, geschädigte Ökosysteme wiederherzustellen und die Widerstandsfähigkeit der Bauern gegenüber dem Klimawandel zu stärken. Mehr dazu im SWISSCO Projektbericht «Klimaresistente Kakao-Landschaft 2.0»

Baumschule Zimt Anivorano

Agroforstwirtschaft: unser Schlüssel für ein zukunftssicheres Agrofoodsystem

Agroforstwirtschaft ist eine vielversprechende Methode zur Schaffung eines nachhaltigeren, zukunftssicheren Agrofoodsystems. Sie vereint nachhaltige Anbaumethoden, wirtschaftliche Rentabilität und Klimaresilienz und bietet so eine zukunftsfähige Lösung für den globalen Lebensmittelbedarf. Unsere Projekte zeigen, dass man sowohl die Artenvielfalt fördern als auch wirtschaftliche Interessen berücksichtigen kann.