Unter den aktuellen Bedingungen hochwertigen Kakao einzukaufen, ist eine Herausforderung. Durch unsere Tochtergesellschaft YACAO sind wir nahe bei den Produzenten und geben Einblick in die Themen vor Ort. Doch auch die Umsetzung der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) treibt uns um. Kleinbauern, Importeure und Verarbeiter weltweit stehen vor anspruchsvollen Aufgaben. Wir unterstützen die Kleinbauern in diesem Prozess.

Okt 16, 2024

Im Juni 2024 haben wir bereits über die hohen Kakaopreise und unseren Umgang damit berichtet. Exporteure und Verarbeiter wie unsere Tochtergesellschaft YACAO in der Dominikanischen Republik sind nach wie vor sehr gefordert, überhaupt genügend Kakaobohnen einkaufen zu können.

Wie gelingt der Kakao-Einkauf bei den hohen Preisen?

Wie schaffen es die Einkäufer und Kooperativen vor Ort, angesichts der hohen Kakaopreise überhaupt genügend Bohnen einzukaufen? Welche Strategien helfen Ihnen dabei?

Wie gelingt der Kakao-Einkauf bei den hohen Preisen?
Kleinbauern Yacao

Häufige Preisanpassungen

Aktuell müssen wir sehr viel rascher auf Veränderungen im Markt reagieren. Der Kakao ist knapp und es sind viel mehr Einkäufer vor Ort. Setzen wir die Preise zu tief an, bekommen wir kaum Kakao. In diesem Fall müssen wir umgehend reagieren und unsere Preise nach oben anpassen. Die Preisfestlegung von YACAO findet angesichts der volatilen Preise neu zwei Mal wöchentlich statt.

Interview Kilian

Kilian Moser, General Manager YACAO

«YACAO gilt als einer der transparentesten Exporteure der Dominikanischen Republik. Einige Bauern liefern ausnahmslos alles ab, andere liefern einen Teil an uns, einen Teil an den Meistbietenden.»

Sichere Bezahlung vor Ort

Das Bargeld sicher zu den Kleinbauern zu bringen, ist eine der grossen Herausforderungen. Viele Kleinbäuerinnen und Kleinbauern bevorzugen nach wie vor Bargeld, was logistisch bei den Beträgen nicht ganz einfach ist. Teilweise werden die Kleinbauern in einen geschützten Raum in einer Bank bestellt, um eine sichere Bargeld-Übergabe zu gewährleisten. Oder ein anonymes Auto ohne Logo der Kooperative fährt aus, um das Geld zu den Bauern zu bringen. YACAO wirkt der Bargeld-Problematik mit Anreizen entgegen und ermutigt Bauern, ein eigenes Bankkonto zu eröffnen. Bauern, die ein Bankkonto haben und dieses angeben, erhalten die Zahlung mit erster Priorität.

Wie gelingt der Kakao-Einkauf bei den hohen Preisen?

Massnahmen zum Schutz vor Diebstahl

Die hohen Kakaopreise locken Diebe an und machen zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen notwendig. Bei YACAO als Verarbeiter (Fermentation und Trocknung) und Exporteur wurden die Sicherheitsleute zur Bewachung der Kakaolager verdoppelt. Doch auch beim Transport ist Vorsicht geboten: Der Kakao wird möglichst schnell ins Hauptzentrum gebracht und exportiert. Denn bei den aktuellen Preisen hat eine einzelne Lastwagenladung Kakaobohnen einen Wert von über 200‘000.- USD.

«In jedem unserer vier Zentren wurde bereits eingebrochen, um Kakaobohnen zu stehlen. Dies geschah teilweise in Anwesenheit von externem Sicherheitspersonal.»

Kilian Moser, General Manager YACAO

YACAO Dom. Rep. - erarbeiter (Fermentation und Trocknung) und Exporteur

Langfristige Verbundenheit zahlt sich aus

Obwohl die Erntemengen in der Dominikanischen Republik deutlich kleiner waren als im Vorjahr, war die Ernte 23/24 für YACAO die zweitbeste seit der Gründung 1999. So wurde das Unternehmen laut offiziellen Quellen zum zweiten Mal in Folge grösster Exporteur von Bio Kakao in der Dominikanischen Republik (National Cocoa Commission Dom. Rep., harvest 23/24). Dies ist nicht selbstverständlich, denn für viele Kleinbauern wäre es ein Leichtes, ihren Kakao nun ohne Bio und Fair Trade Zertifikate zu einem guten Preis zu verkaufen. Einerseits hilft uns die über viele Jahre gewachsene Zusammenarbeit mit den Kleinbauern. Gleichzeitig gibt das YACAO Team Gegensteuer und betont im Gespräch mit den Bauern die langfristigen Vorteile und Sicherheiten der Zertifizierungen.

zweiten Mal in Folge grösster Exporteur von Bio Kakao in der Dominikanischen Republik (National Cocoa Commission Dom. Rep., harvest 23/24).

Wachsendes Interesse der jüngeren Generation

Viele Parzellen sind noch in den Händen der älteren Generation. Mit den höheren Preisen wächst das Interesse der Kinder oder Enkelkinder, auch ins Geschäft einzusteigen und die Parzellen weiter zu bewirtschaften. Doch es braucht nach wie vor eine kritische Grösse, um eine Parzelle wirtschaftlich zu betreiben und davon leben zu können. Auch die Regierung wurde auf die Mehreinnahmen aufmerksam und erfasst, wer wie viel verdient, um entsprechende Steuern erheben zu können.

Dank der hohen Kakaopreise lohnt es sich für die Bauern zudem, mehr Zeit in die Parzellen zu investieren – sei es für Neupflanzungen, Pflegeschnitt oder die Entfernung von Befall. Damit lässt sich mittelfristig die Erntemenge pro Parzelle steigern.

Wie meistern die Kooperativen die Umsetzung der EUDR?

Wer die Anforderungen der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) nicht erfüllt, ist vom europäischen Markt ausgeschlossen. Wie unterstützen die Kooperativen die Kleinbauern vor Ort?

Umsetzung der EUDR kostet Zeit und Geld
Georeferenzierung der Anbauflächen

Umsetzung der EUDR kostet Zeit und Geld

Unsere Partner-Kleinbauernorganisation FUNDOPO stösst bei der Umsetzung der EU-Entwaldungsverordnung an ihre Grenzen und ist auf Unterstützung angewiesen. Um die genauen Standorte der Anbauflächen zu erfassen (Georeferenzierung oder Geomapping), müssen nebst dem Tagesgeschäft zahlreiche «técnicos» geschult und ausgesendet werden. Das Erfassen der Grenzen um jede einzelne Anbaufläche (Polygon) kostet Zeit und Geld. Diese zusätzlichen Aufgaben fallen an zu einer Zeit, wo schon der Einkauf des Kakaos sehr zeitaufwändig ist. Für die Kleinbauern wäre es einfacher, den Kakao nicht nach Europa zu verkaufen und damit die strengen Anforderungen der EU-Entwaldungsverordnung zu umgehen.

Die Erfassung der Anbauflächen ist harte Arbeit

«Im Schnitt kann ein Inspektor 1-3 Parzellen pro Tag inspizieren und gleichzeitig das Polygon messen. Dabei spielt mit, wie weit die Parzellen voneinander entfernt sind und ob das Wetter mitspielt. Bei Regen wird nicht inspiziert, und wenn alles nass und matschig ist, dauert es deutlich länger.»

Roman Hipper, Geschäftsführer abunda+ ICS

Für das Geomapping kämpfen sich die Inspekteure mit Macheten durch die häufig zerstückelten Parzellen, um die Grenzen abzuschreiten. Die Grenzen der Anbauflächen sind oft genau dort, wo natürliche Hindernisse wie Bäche, Steilhänge Grate die Begehung erschweren. Die tropischen Böden sind oft schlammig und geben wenig Halt. Der Stundenaufwand für die Erfassung der Anbauflächen von 510 Produzenten mit 544 Parzellen in Zona Norte dauerte beispielsweise 272 Arbeitstage. Zeitweise waren 8 Inspekteure gleichzeitig im Einsatz

Wie unterstützt PRONATEC bei der Umsetzung der EUDR?

PRONATEC bzw. YACAO unterstützen die Kleinbauern primär durch die Finanzierung einer neuen Software, welche zur einfachen Erfassung der Anbauflächen entwickelt wurde. Gerade abgelegene Kleinbauern hätten keine Chance, die Vorgaben des EU-Entwaldungsgesetzes ohne Hilfe zu erfüllen. Die Kleinbauernorganisation FUNDOPO wiederum finanziert die Inspektoren und übernimmt somit diese Kosten für die Kleinbauern.

Software zur Erfassung der Anbauflächen gemäss EUDR

Abunda+ ICS Software ist eine gezielt für unsere Bedürfnisse entwickelte Web- und Smartphone-basierte Software. Die Inspekteure von FUNDOPO erfassen damit die Grenzen der Anbauflächen (Polygone) und verbinden die Daten mit Global Forest Watch Pro. So können wir nachweisen, dass unser Kakao von Flächen stammt, auf welchen keine Entwaldung nach dem 31.12.2020 stattgefunden hat, und somit mit der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) konform ist.

Was fordert die EU-Entwaldungsverordnung im Bereich Kakao?